Kulturwissenschaftliche Begleitforschung - Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
Beteiligung und Partizipation sind elementare Bestandteile des Projekts Klimaoasen. Seit Beginn 2022 tritt Klimaoasen daher durch verschiedene Formate öffentlich mit Oldenburgs Bürger:innen in Austausch, um zu erfahren, was Schlossgarten und Eversten Holz für sie bedeuten und welche Nutzungsansprüche sie an die beiden Gartendenkmäler stellen. Perspektiven, Fragen und Wünsche von rund 750 Teilnehmenden konnten so gesammelt werden.
Im Rahmen einer kulturwissenschaftlichen Begleitforschung durch das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg konnten durch Veranstaltungen und eine Umfrage qualitative Daten innerhalb der Bevölkerung Oldenburgs generiert werden. Anhand kulturwissenschaftlicher Methoden wurden diese Daten ausgewertet und es sind Informationen über Nutzungswünsche der Bevölkerung sowie produktive Herangehensweisen ermittelt worden, welche nun gemeinsam mit umweltwissenschaftlichen Forschungsdaten der Universität Oldenburg Basis für die geplanten Hands-On Stationen sowie ein neues Leitsystem im denkmalgeschützten Stadtwald Eversten Holz werden sollen. Dadurch soll die menschliche Nutzung des Naturraumes mit einer Sensibilisierung für ökologische Prozesse und der Wichtigkeit von Stadtgrün stärker verbunden werden.
Die methodischen Hintergründe zum Partizipationsprozess sowie die Forschungsergebnisse erläutern wir hier:
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Visionen & Ziele
Visionen & Ziele
Visionen und Ziele von Klimaoasen Oldenburg sind, die menschliche Nutzung des Naturraumes mit einer Sensibilisierung für ökologische Prozesse und der Wichtigkeit von Stadtgrün zu verbinden und so die menschlichen und ökologischen Bedürfnisse stärker miteinander zu vereinen. © Verena Kern www.verena-kern.de Natur kommt und geht. Sie denkt nicht in Schubladen, folgt keiner Hierarchie von Prestige, verurteilt oder diskriminiert nicht, ist weder gütig noch bösartig. Sie geschieht in jedem Augenblick: nicht für uns, aber in uns und mit uns, jedoch auch ohne uns. Sie ist per se vielfältig, viele Menschen verbinden positive und nährende Dinge mit ihr, andere wiederum fürchten sich und unterstellen ihr Feindseligkeit. Dieses Phänomen spiegelt sich in einer konsumorientierten Welt wieder, welche anhand des menschlichen Umgangs mit der Natur das verhängnisvollste Beziehungsproblem aller Zeiten sichtbar werden lässt: Die Verbindung zwischen Mensch und Natur scheint verloren gegangen.
Der Ansatz der konzeptionellen Anteile von Klimaoasen Oldenburg untersteht daher dem ständigen Ziel, diese Beziehung zu unterstützen und Mensch und Natur auch im gemeinsamen Alltag wieder näher zusammenzubringen. So ist es an der Zeit den Menschen neue Methoden und Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihren eigenen Weg zurück in ihre ursprüngliche Verbindung mit der Natur zu finden und sie dabei mit verschiedenen Tätigkeiten und Wissenshorizonten zu vereinen, welche sich gegenseitig befruchten, animieren und stetig weiterentwickeln können. Die Vision ist dabei der Natur mit einem neuen Bewusstsein für ihre Bedeutung mehr Raum zu geben. Visionen und Ziele sind daher auch mental „klimafit“ zu werden, Narrative des Verzichts in Rücksicht und Umdenken zu transferieren und die Natur durch mehr Wertschätzung und Verständnis aus Ihrem Objekt-Status zu befreien. Denn: Was ich liebe, schütze ich! -
Methodik & Forschungsdesign
Methodik & Forschungsdesign
Das Forschungsdesign der kulturwissenschaftlichen Begleitforschung im Projekt Klimaoasen. © Klimaoasen Oldenburg Insgesamt folgt die kulturwissenschaftliche Begleitforschung der Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Kultur und Klimawandel durch den Aufbau von Verständnis gegenüber dahingehenden Werten und Phänomenen.
Ziel ist es folgende Fragen durch einen innovativen Partizipationsprozess zu beantworten:
Wie kann der Status „attraktiver Erholungsort“ innerstädtischer Grünanlagen gesteigert werden und dabei das Verständnis für Natur(-schutz) und Klimaprozesse vergrößert werden?
Wie lassen sich menschliche und ökologische Bedürfnisse vor Ort innovativ und nachhaltig miteinander vereinen, damit eine reflektierte und interessierte Parknutzung entsteht?Theoretisch verortet sich diese Forschung in den Citizen Humanities, welche die Einbindung von Angehörigen der Öffentlichkeit in die Geisteswissenschaften, also in Disziplinen wie Geschichte, Archäologie, Sprache, Literatur, Philosophie und Kunst, aber auch die Mitarbeit von Freiwilligen in Kulturerbeinstitutionen, wie Museen, Archiven oder Bibliotheken bezeichnet. In einer durch Menschen gestalteten Welt können die Citizen Humanities zur Lösung globaler Herausforderungen, wie etwa dem Klimawandel und sozialer Ungleichheit, beitragen.
So wurden Partizipationsformate, interaktive Workshops, Dialogrunden und Umfragen konzipiert und innerhalb Oldenburgs sowie Online auf der interaktiven Website initiiert. Die Definition folgte dabei von Beginn an einer tatsächlichen und aktiven Partizipation: Teilnehmer:innen wurden eingeladen aus ihrer passiven Rolle als Rezipient:innen heraustreten und aktiv zu Mitgestaltenden und Mitarbeitenden in den musealen Vermittlungs- und Gestaltungsprozessen, den Vorgängen von Themen- und Veranstaltungsauswahlen, Denotation und Repräsentation zu werden. Oft wurde in den Veranstaltungen die Methode des Storytellings in Zusammenhang mit verschiedenen Übungen als individuelle Erzählmethode angewendet. So konnten Botschaften in Form von Geschichten oder Empfindungen durch Praxisdialoge erzeugt werden. Das Anwenden kreativer Formate diente dazu noch tiefere Ebenen von Empfindungen und Deutungen angebrachter Inhalte herauszuarbeiten.Basis der Erhebungsmethode ist das gemeinsame Reflektieren und Benennen und bestenfalls Lösen von gesellschaftlichen Problemen durch Interaktion, Co-kreation und Zusammenarbeit zwischen von Wissenschaftler:innen und gesellschaftlichen Akteur:innen.
Mittels der erzähltheoretisch fundierten Perspektive der Narrationsanalyse, die sich mit Lebensgeschichten und mehr oder weniger subjektiven Erzählungen (Narrationen) auseinandersetzt, werden Prozessstrukturen und Werte untersucht, die im Interview oder in anderen Materialien (Labor, Umfrage, Fokusgruppen) rekapituliert und in der Analyse rekonstruiert werden. Dadurch werden soziale Zusammenhänge beziehungsweise das Handeln und das Agieren einzelner Menschen und sozialer Gruppen im Alltag untersucht. Ziel ist es, Neues zu entdecken und empirisch begründete Theorien zu entwickeln, welche eine Antwort auf die Forschungsfrage geben können. -
Veranstaltungsformate & Datenerhebung
Veranstaltungsformate & Datenerhebung
Im ersten Projektjahr ist Klimaoasen mit den Oldenburger:innen im Rahmen verschiedener Pop-up Veranstaltungen in Dialog getreten, um herauszufinden, wie eine weitere Partizipation im Projekt bestmöglich stattfinden kann. © Verena Kern www.verena-kern.de Die Partizipation und der Dialog mit Oldenburger Bürger:innen startete 2022 mit zahlreichen Pop-up Veranstaltungen in der „Temporären Dialogoase“ im Gleispark. Ziel dieser Veranstaltungsoffensive war es, die Oldenburger*innen auf das Projekt aufmerksam zu machen, sie mit den Projektthemen in Berührung zu bringen, eine diverse Community aufzubauen und herauszufinden, welche Informations- und Partizipationsmöglichkeiten gewünscht und benötigt werden und welche Anliegen es gibt. Umgesetzt wurden die Veranstaltungen meistens durch einen spezifischen Input oder eine Kreativsession durch verschiedene Gäst:innen und anschließende darauf aufbauende Workshopeinheiten. Daraufhin folgten Brainstorming und Ergebnisdiskussionen, wodurch Impulse zur weiteren Konzeption und gewünschter Teilnahme an verschiedenen Formaten geschehen kann.
Auf Basis dieses Begegnungsprozesses wurden forschungsbasierte Veranstaltungsformate und Umfragen entwickelt, um folgenden den übergreifenden Forschungsfragen nachzugehen. In den Jahren 2023 und 2024 wurden diverse Veranstaltungsformate durchgeführt, um mit den Oldenburger:innen in Dialog zu treten.
Basierend auf den Ergebnissen der Veranstaltungsoffensive des ersten Projektjahres, wurden verschiedenste Veranstaltungsangebote entwickelt, die im zweiten Projektjahr umgesetzt wurden. Mittels verschiedener Formate für unterschiedliche Zielgruppen wurden nicht nur Projektthemen und -stand vermittelt, sondern auch Forschungsdaten für die Nutzungsforschung generiert. © Verena Kern www.verena-kern.de Datenerhebung: Veranstaltungsformate zur aktiven Beteiligung
Explizit für die Generierung von Daten wurde das Klimaoasen Labor entwickelt. In vier Veranstaltungen wurden hier Interessierte zu einer aktiven Beteiligung im Projekt eingeladen. Über dialogische und co-kreative workshopartige Elemente wurde gezielt mit den Teilnehmenden in Austausch getreten, um gemeinsam in produktives Arbeiten zu folgenden ausgewählten Themen zu kommen. Das Klimaoasen Labor lud 2023 interessierte Oldenburger:innen zu aktiver Beteiligung im Projekt Klimaoasen ein. In allen Terminen wechseln sich dialogische und workshopartige Elemente ab. Das Ziel war, gemeinsam in produktives Arbeiten zu ausgewählten Themen zu kommen und eine Plattform der aktiven Beteiligung zu bieten. Hier wurden am meisten Daten generiert, da alle Veranstaltungen einem festen Thema und einer temporären Forschungsfrage unterlagen.
Das Klimaoasen-Labor als dialogisches und co-kreatives Veranstaltungsformat zur Datenerhebung. © Verena Kern www.verena-kern.de Die Fragestellungen waren:
Was bedeutet Klimaanpassung in denkmalgeschützten Naturräumen und welche Rolle spiele ich selbst darin?
Mix der Bedürfnisse – Der Mensch und die Natur: Wie können sie näher zusammenwachsen?Alte Wege, neue Wege?
Arbeitet mit am neuen Leitsystem im Eversten Holz! Mit allen Sinnen – Kontaktaufnahme mit der NaturUm Diversitätsaspekte besser abbilden zu können, wurden auch die Inhalte des Klimaoasen Labors auch mit ausgewählten Fokusgruppen geführt. Durch die Arbeit mit Schulklassen, Gehbehinderten Personen oder Ortsgruppen, wie z.B. der Ortsgruppe Oldenburg des Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e.V., wurden weitere wichtige Daten gesammelt.
Datenerhebung: Veranstaltungsformate mit abschließenden Dialog- & Diskussionsanteilen
Durch die Konzeption von auf das Projekt zugeschnittenen Führungen durch die denkmalgeschützten Landesliegenschaften Schlossgarten und Eversten Holz, wird der Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten den regionalen Klimawandel in Berührung zu kommen. Regelmäßige Führungen im Schlossgarten und Eversten Holz haben den Aufbau von Wissen über Klimawandel vor Ort zum Ziel und laden dazu ein, systemische Zusammenhänge und die Wichtigkeit von Klimaresilienz zu begreifen. In den Führungen werden Natur-, Nachhaltigkeits- und Umweltthemen aufgegriffen und mit Informationen geplanter baulicher Maßnahmen kombiniert. Konzipiert als wohltuender Spaziergang ins Grüne, der Raum lässt für interaktives Arbeiten, Naturerleben, Forschen und Austausch.
Durch das hohe Erkenntnisinteresse verschiedener Vereine zur Ausgestaltung baulicher Maßnahmen, hat sich die Idee zum Format des Round Tables entwickelt. Beim Klimaoasen Round Table werden Updates zu den geplanten Baumaßnahmen sowie zur universitären und musealen Forschung gegeben. Es werden je nach aktueller Lage erste Zwischenergebnisse präsentiert. Das Format dient als transparentes Austauschelement und lädt alle Interessierten dazu ein, gemeinsam auf den aktuellen Stand der Dinge zu schauen, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Jeder Round Table lässt Spielraum, eigene Gedanken oder Expert:innenwissen einzubringen, Ideen zu präsentieren oder nähere Informationen abzufragen. Gemeinsame Erkenntnisse oder Fragestellungen können auf Wunsch weiter in die Lenkungsrunde des Projekts getragen und im Gremium thematisiert werden. Auch dient dieses Format dazu, die Prozesshaftigkeit des Partizipationsprojektes Klimaoasen zu verstehen.
Ebenfalls im Jahr 2023 startete die Kinoreihe Klima-Kino mit einem Kinoprogramm zur Sensibilisierung gegenüber umwelt- und klimawandelrelevanten Themen. In der Reihe „Klima-Kino“ im cine k wurden sechs Filme gezeigt, die alle auf ihre Art die Folgen des Klimawandels und die Beziehung zwischen Mensch und Natur aufzeigen. Die Reise über die Leinwand ging auf die Marshallinseln, quer durch den afrikanischen Kontinent, im Zeitraffer durch Großstädte, über Flüsse und Wälder. Nach jedem Film wurde zum moderierten Praxisdialog oder Diskussion eingeladen oder es fanden Gespräche mit Filmbeteiligten oder Expert:innen sowie ein Konzert statt.
Auch gab es Beteiligungsmöglichkeiten an Aktionstagen im Raum Oldenburg, dem Klima-Festival oder bei Achtsamkeits- oder Bepflanzungsworkshops. Aus allen Formaten wurden Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung, Ergebnisse aus Diskussionen und Feedback in die Auswertung einbezogen.Die verschiedenen Formate sprachen ein breites Spektrum an Zielgruppen an: Während Round Table, Labor und die Führungen eher von Menschen mittleren Alters und Älteren besucht wurden, konnten mit dem Klima-Kino sowie dem Klimafestival vor allem die jüngere Zielgruppe erreicht werden.
Durch die rege Teilnahme am Klimaoasen Labor, der Online-Umfrage sowie Gesprächen mit Fokusgruppen sind unzählige Daten entstanden. Auch gesammeltes Feedback aus allen weiteren Klimaoasen-Veranstaltungen wie etwa den Führungen, dem Round Table und den moderierten Dialogrunden der Klima-Kino-Reihe, wurden in die Auswertung einbezogen. Mit den Fokusgruppen wurden zusätzlich die Perspektive ausgewählter und besonders relevanter Personengruppen, wie seheingeschränkter Personen, geheingeschränkter Personen und Kinder, einbezogen.
Rund 750 Teilnehmende sind so in den Jahren 2022-2024 zu Wort gekommen und haben viele interessante Perspektiven, Fragen und Wünsche geäußert.Zu den aktuellen Veranstaltungen
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Auswertung & Ergebnisse
Auswertung & Ergebnisse
Im Rahmen der kulturwissenschaftlichen Begleitforschung durch das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg wurden die gesammelten Daten ausgewertet. © Verena Kern www.verena-kern.de Die Auswertung all jener gesammelten Daten geschieht sehr kleinteilig. Mittels einer kulturwissenschaftlichen Methode werden alle Daten, Workshop-Ergebnisse, persönliche Aussagen, relevante geteilte Aussagen usw. aufgeschrieben und Stück für Stück mit sogenannten „Codes“ versehen, analysiert und schlussendlich kategorisiert. Diese Auswertungsmethode folgt dem Prinzip der „Grounded Theory“. Das zentrale Prinzip dieser Methode ist, Theorien zu einem Thema auf Grundlage der gesammelten Daten zu konstruieren. Mit anderen Worten: Durch das Sammeln und Analysieren qualitativer Daten kann eine neue Theorie abgeleitet werden, die in diesen Daten „geerdet“ ist. Zentral für die Grounded Theory ist also die Erhebung von Daten basierend auf einer Frage. Es ist dabei nicht das Ziel, eine vorgefertigte Hypothese zu testen.
Die Grundsätze der Grounded Theory wurden 1967 von den Soziologen Barney Glaser und Anselm Strauss in ihrem Buch The Discovery of Grounded Theory formuliert. Die Idee, mit den Daten zu beginnen, um eine Theorie zu entwickeln, stand im Widerspruch zu früheren Methoden, die nahelegten, eine bereits formulierte Theorie mit Daten zu überprüfen. Bis heute gehört die Grounded Theory zu einem der beliebtesten und am häufigsten verwendeten methodologischen Ansätzen.In diesem kulturwissenschaftlichen Prozess werden die gesammelten Daten mit wiederkehrenden Codes versehen und auf dieser Basis genauer analysiert.
(Hierbei wurde nach der Methode des thematischen Kodierens nach Uwe Flick (1996, 2010) gearbeitet. Die Verfahrensbezeichnung suggeriert durchaus, dass es sich hierbei lediglich um eine Beschreibung konkreter Schritte bei der Analyse des Datenmaterials handelt. Das entsprechende Vorgehen ist jedoch mit weiteren forschungsstrategischen Überlegungen verknüpft. So liegt dem Verfahren eine konzeptionell angelegte Strategie der systematischen Erschließung und Darstellung von Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen zugrunde.)
Die Codes basieren auf wiederkehrenden Aussagen, unterschiedlichsten Themengebieten, Gefühlen oder Wertekonzepten. Dieses Vorgehen nimmt einige Zeit in Anspruch und lässt erst Schrittweise gewisse Trends sichtbar werden, die sich mehr oder weniger zu übergreifenden Theorien weiterentwickeln lassen. Dies hängt stark mit dem Verhältnis zwischen Häufigkeit und Facettenreichtum der Codes zusammen. Daraus entwickeln sich dann im nächsten Schritt übergreifende Kategorien, welche die gebildeten Themengebiete greifbar machen und ähnliche oder zusammenhängende Codes bündeln.
Im Rahmen der Nutzungsforschung im Projekt Klimaoasen sind folgende übergreifende Kategorien entstanden:
Verweilen | Kommunikation
Natur | Entspannung | Ausruhen
Spiel | Spaß | Bewegung
Verantwortung | Motivation
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Nutzung der Daten & Konzepte
Nutzung der Daten & Konzepte
Die auf den erhobenen Daten basierenden Kategorien sind Ausgangspunkte für Art und Ort von im Eversten Holz geplanter Hands On-Stationen. Diese Stationen sind als Erlebnisstationen oder Aufenthaltskonzepte zu begreifen, welche zu Aktivitäten, zum Verweilen, Entspannen, Spielen oder Genießen einladen. Dies geschieht in einer Atmosphäre, in welcher dem Wald und seinen Bewohner*innen bewusst und auf Augenhöhe begegnet wird. Ziel ist das Entstehen eines Begegnungsraumes, welcher über die Bedürfnisse von Stadtwaldökologie informiert, für Naturprozesse und Klimawandel sensibilisiert und Interesse sowie Relevanz dieser Themen bei den Besuchenden erweckt. Konzipiert werden die Ideen daher jeweils an der Schnittstelle zwischen menschlichen Aufenthalts- & Erholungsbedürfnissen und ökologischen Bedürfnissen sowie Folgen des Klimawandels, welche sich dazu ins Verhältnis setzen, sichtbar werden oder am Körper selbst spürbar gemacht werden. An den Stationen können Dinge getan, bemerkt, studiert oder bewusst erlebt werden.
Das Leitsystem unterstützt diesen Ansatz und rahmt die neuen Thematiken samt Stationen im gesamten Stadtwald auf dezente Weise. Auch soll das Leitsystem für mehr Naturverständnis sorgen und den Bedürfnissen der Natur und deren Artenvielfalt eine Stimme geben. Auch sollte es Vorschläge für gewisse menschliche Nutzungskonflikte im Stadtwald machen, die einen positiven Effekt auf eine gesamtgesellschaftliche Nutzung – inklusive der Natur – hat.
Die Inhalte der Hands-On Stationen werden vom Landesmuseum Natur und Mensch, sowie der Carl von Ossietzky Universität erarbeitet und gemeinsam umgesetzt. In der Entwicklung fließen die erhobenen Nutzungsdaten mit den Ergebnissen der von der Universität Oldenburg im Jahr 2022 durchgeführten „Milieustudie Eversten Holz 2022“ zusammen. Hier nahmen Studierende im Rahmen einer quantitativen Nutzungserhebung die Anzahl verschiedener Nutzungstypen im Eversten Holz auf, um die Hauptnutzungsgruppen zu ermitteln. Auch die Ökologie des Eversten Holzes wurde untersucht, sodass z.B. Erkenntnisse zu besonders wertvollen und unterstützenswerten Biotopkomplexen in die Planung einfließt. Auch Denkmalschutzaspekte werden bei der Entwicklung der Hands-On Stationen einbezogen, z.B. hinsichtlich der visuellen Gestaltung, der Anordnung oder durch die Betonung historisch relevanter Blickachsen.Der Handlungsbedarf ergibt sich aus dem immensen Aufklärungsbedarf über den Klimawandel und den hohen Stellenwert von Grünflächen in der Stadt. Kenntnisse über Ökosystemleistungen sind bei den meisten Menschen nicht vorhanden. Ebenso wenig differenziert die Öffentlichkeit zwischen Artenrückgang und Verlust an Biomasse. Nur aufgeklärte Bürger:innen können Umweltthemen wie dieses ernst nehmen und ihr alltägliches Handeln entsprechend ausrichten. In der Öffentlichkeit herrscht noch viel Unklarheit über den Klimawandel in Zusammenhang mit ökologischen Prozessen. Naturräume werden als natürliche und ästhetische Oase geschätzt und als Steigerung des eigenen Wohlergehens begriffen. Daher setzen die Stationen an dieser Stelle an und erschaffen eine konstruktive Atmosphäre, um auf die ökologischen Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
Das Ziel ist, eine möglichst breite und diverse Bevölkerung mit den Stationen anzusprechen, die Projektergebnisse langfristig zu kommunizieren und dabei Wünsche und Impulse der Bevölkerung einzubeziehen. Es geht nicht nur darum bereits informierte Bürger:innen weiterzubilden, sondern vor allem auch Menschen, die bisher wenige Kontaktpunkte mit Natur und Klima hatten, auf die Vielfalt und Wichtigkeit der Waldökologie aufmerksam zu machen. Ihnen sollen die Naturräume auf eine verantwortungsvolle Weise nähergebracht und Faszination für diese vermittelt werden. Und das im bestmöglichen Einklang mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen der individuellen Besucher:innen vor Ort.