Partizipation
Natur ist ständig im Wandel, doch in einer konsumorientierten Gesellschaft geht die Verbindung zu ihr oft verloren. Auch Faktoren wie Urbanisierung, die Beschleunigung des Alltags und eine stark leistungsorientierte Denkweise tragen zur Entfremdung von der natürlichen Umwelt bei. Partizipation im Projekt Klimaoasen Oldenburg soll Mensch und Natur wieder enger miteinander verknüpfen – nicht nur im physischen Raum, sondern auch auf mentaler Ebene. Es geht darum, klima-fit zu denken und Natur als lebendigen Teil unseres Lebens zu begreifen.
Durch eine Kombination aus wissenschaftlicher Analyse, kreativen Methoden und interaktiven Formaten wurden soziale Zusammenhänge erforscht, Reflexionsprozesse angestoßen und innovative Lösungen für eine nachhaltige Nutzung innerstädtischer Grünanlagen entwickelt.
Wie funktioniert Partizipation überhaupt?
Beteiligungsforschung und Partizipation sind keine klar umrissenen, naturwissenschaftlich exakt definierbaren Prozesse – genau das macht sie so besonders und zugleich herausfordernd.
Partizipation bedeutet, dass Menschen nicht nur passiv beobachtet werden, sondern aktiv in den Forschungsprozess eingebunden sind. Das geschieht auf vielfältige Weise: durch das Stellen von Fragen, kreative Arbeit, Interviews und verschiedene methodische Ansätze, die alle wissenschaftlich ausgewertet werden. Aus den gesammelten Erkenntnissen entwickeln sich Antworten auf die Forschungsfragen – in diesem Fall sichtbar gemacht durch Hands-On Stationen und einem Leitsystem.
Die Beteiligungsforschung bedient sich kulturwissenschaftlicher Feldforschung: Sie beginnt mit der Beobachtung, führt zur Entwicklung einer Forschungsfrage und setzt auf partizipative Datenerhebung gemeinsam mit den Menschen. Die Analyse dieser Daten mündet schließlich in die Beantwortung der Forschungsfrage. So entsteht eine Methodik, die nicht nur Ergebnisse produziert, sondern auch einen Prozess erfahrbar macht – einen Prozess, der auf Gedanken, Geschichten und Gefühlen basiert und gerade deshalb so vielschichtig ist.

Das schwammige Gefühl, das sich bei der Auseinandersetzung mit partizipativen Prozessen einstellt, ist ein unmittelbarer Ausdruck der offenen, dynamischen und prozessorientierten Natur dieser Forschung. Sie lebt von Dialogen, gemeinsamer Gestaltung und der aktiven Einbindung aller Beteiligten.

Partizipation bedeutet mehr als Zuhören – sie erfordert aktives Mitgestalten. Ziel im Projekt Klimaoasen Oldenburg war es, Menschen aus der passiven Rolle herauszuholen und sie zu Mitgestaltenden zu machen. Besonders Storytelling erwies sich als wirksame Methode: Persönliche Erzählungen brachten Emotionen und individuelle Perspektiven in den Dialog ein und schufen neue Zugänge zu Natur- und Klimathemen. (Mehr dazu findet sich unter Kulturwissenschaftliche Begleitforschung unter dem Punkt “Methodik & Forschungsdesign”)
Wo fand Partizipation statt – und was war nicht Teil davon?
Von Anfang an wurde im Projekt Klimaoasen Oldenburg auf größtmögliche Beteiligung gesetzt, um gemeinsam eine zentrale Frage zu beantworten:
Wie können innerstädtische Grünflächen so gestaltet und genutzt werden, dass Menschen sich darin erholen, gleichzeitig ökologische Prozesse besser verstehen – und aktiv am Erhalt und Stärkung dieser Orte mitwirken können?
Die baulichen Maßnahmen – also die grün-blauen Infrastrukturmaßnahmen zur Klimaanpassung – waren nicht Teil der Beteiligung. Sie standen bereits zu Projektbeginn fest, wurden von Fachfirmen geplant und sukzessive umgesetzt.
Die Beteiligung setzte bei den Menschen vor Ort an: Bereits in einer ersten Pop-up-Phase wurden Interessen und Perspektiven unterschiedlicher Zielgruppen erfasst. Darauf aufbauend entstanden neue, zielgerichtete Formate wie Klimaspaziergänge, Round Tables für baulich Interessierte, wissenschaftlich begleitete ko-kreative Workshops sowie eine Online-Umfrage. Ergänzt wurde das Angebot durch eine Klima-Kino-Reihe mit globalem Blick und ein Klima-Festival, das regionale Akteur*innen vernetzte. (Mehr dazu findet sich unter Kulturwissenschaftliche Begleitforschung unter dem Punkt “Veranstaltungsformate & Datenerhebung”)

Wie ist „Partizipation als Prozess“ zu verstehen?
Partizipation im Projekt Klimaoasen ist ein dynamischer, fortlaufender Prozess. Entscheidend war, dass die Beteiligung nicht punktuell, sondern kontinuierlich über verschiedene Methoden und Kanäle hinweg erfolgte. Was als Pop-up im ersten Jahr begann, etablierte sich als festes Format in den darauffolgenden Jahren, um sich der Beantwortung der Forschungsfrage Schritt für Schritt zu nähern. Dabei wurden auch die Veranstaltungsformate selbst von den Bürger*innen entworfen oder ausgewählt.
Erkenntnisse aus den verschiedenen Dialogformaten flossen direkt in die Weiterentwicklung der Formate und in die Entwicklungen der geplanten Konzeptionen ein. Diese Prozesshaftigkeit prägte nicht nur den Ablauf und die Gestaltung der Klimaoasen-Veranstaltungen, sondern stärkte auf diesem Weg auch das Bewusstsein für Klimaschutz und nachhaltiges Handeln in der Gesellschaft.
Der partizipative Ansatz zielt darauf, nicht nur für, sondern mit den Menschen zu forschen – und dabei auch den Weg zur Erkenntnis gemeinsam und offen zu gestalten. Zunächst wurden also Wissenslücken identifiziert, dann die tatsächlichen Bedürfnisse der Beteiligten verstanden und schließlich innovative, nachhaltige Lösungen vor Ort entwickelt, um diesen Bedürfnissen nachzukommen.
Was hat dieser Prozess bewirkt?
Alle Impulse und Ideen – gemeinsam mit den Forschungsergebnissen der Universität – bilden nun die Grundlage für die Entwicklung der Hands-On Stationen und dem neuen Leitsystem im Eversten Holz. Diese machen menschliche und ökologische Bedürfnisse sichtbar, fördern das Verständnis für Naturprozesse und Klimaveränderungen und laden dazu ein, Natur aktiv und bewusst zu erleben.
Aus dem Prozess entstehen daher gerade konkrete Bildungsangebote, die Bewegung und Naturwahrnehmung verknüpfen, um Identifikation, Achtsamkeit und verantwortungsvolles Verhalten zu fördern. Hands-On Stationen und ein neues Leitsystem werden den Klimawandel im Eversten Holz als systemisches Phänomen erlebbar machen und an der Schnittstelle von Aktivität, Umweltbildung und Erholung einen ganzheitlichen Lern- und Erlebnisraum im Gartendenkmal schaffen. (Mehr dazu findet sich unter Kulturwissenschaftliche Begleitforschung unter dem Punkt “Nutzung der Daten & Konzepte”)
Letztlich hat sich gezeigt, dass Klimaanpassung nicht nur auf struktureller, sondern auch auf mentaler Ebene stattfinden muss. Die Verbindung aus wissenschaftlicher Analyse, kreativen Methoden und interaktiven Formaten hat dazu beigetragen, nachhaltiges Denken langfristig im Alltag der Menschen zu verankern – ein entscheidender Erfolgsfaktor des Projekts.