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Wie werden Schlossgarten und Eversten Holz von wem genutzt?
27. Juni 2023- Interview
Wie werden Schlossgarten und Eversten Holz von wem genutzt?
27. Juni 2023
Interview mit Klimaoasen-Projektleitung Saskia Benthack
Die Kommunikation des Projekts „Klimaoasen Oldenburg“ startete 2022 mit Pop-Up Veranstaltungen im temporären Dialograum im Gleispark. In diesem Jahr haben sich daraus Veranstaltungen zu Schwerpunktthemen in vielseitigen Veranstaltungsformaten entwickelt. Das Ziel: Mit Oldenburgs Bürger:innen über Schlossgarten und Eversten Holz in den Austausch kommen, , erfahren, was beide Orte für sie bedeuten und welche Nutzungsansprüche sie an die Denkmäler stellen und dabei Sensibilisierung für die Wichtigkeit der beiden Ökosysteme und deren Naturprozesse steigern. Projektleiterin Saskia Benthack entwickelt diese Formate mit dem Ziel, Aufmerksamkeit für die Projektthemen zu generieren und evaluierte Daten während der Laufzeit von Klimaoasen Oldenburg für geplante Konzepte zu nutzen. Im Interview erzählt sie, wie diese Forschung aussieht und wie man sich beteiligen kann.
Frage: Saskia, du leitest nicht nur das Projekt Klimaoasen Oldenburg mit all seinen beteiligten Institutionen und vielen kleinen und großen Baustellen, sondern du führst auch eine Forschung und Evaluation durch. Kannst du erzählen, worum es genau geht?
Saskia: Klimaoasen Oldenburg hat nicht nur das Ziel, mit baulichen Anpassungsmaßnahmen die ökologische Widerstandsfähigkeit im Schlossgarten und im Eversten Holz zu erhöhen. Als Museum in der Verantwortung für ein innovatives Pilotprojekt haben wir auch das Ziel, einen Dialog mit den Bürger:innen zu führen, um von ihnen zu erfahren, wie ihr Verhältnis zu der Natur und den beiden Landesliegenschaften ist. Vor allem interessieren mich das Nutzungsverhalten und der Ausbau einer Koexistenz von Natur und Mensch, bei dem keine Partei auf der Strecke bleibt. Die Daten sind relevant für geplante Hands-On-Stationen, welche die Projektergebnisse langfristig vor kommunizieren sollen und dabei Wünsche hinsichtlich der Erholungsentwicklung jener Orte einbeziehen. Schon in der Milieustudie der Universität Oldenburg, die 2022 im Eversten Holz durchgeführt wurde, haben sich die Studierenden mit dem Thema Nutzung auseinandergesetzt. Welche Gruppen nutzen die Orte wofür? Wie können sowohl die Menschen untereinander als auch gegenüber der Natur mehr Verantwortung für die jeweiligen Bedürfnisse entwickeln? Auch ist spannend zu erfahren, ob es Knotenpunkte für Konflikte gibt, die durch konzeptionelle Bestandteile thematisiert und bestenfalls aufgelockert werden können.
Frage: Sicherlich gibt es da unterschiedliche Meinungen.
Saskia: Genau. Und deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen unser Gesprächsangebot annehmen und sich mit uns austauschen. Uns interessieren die Sichtweisen und Erfahren aller Oldenburger:innen, nicht ausschließlich von den Anwohner:innen der Denkmäler. Die Orte werden vielfältig und divers genutzt, alle Personen sind gefragt. Dabei spielen sowohl Nutzungsarten generell als auch Generationenkonflikte eine Rolle.
Frage: Wie genau kann man mitmachen?
Saskia: Zum einen haben wir eine Online-Umfrage gestartet. Sie ist auf unserer Website unter dem Menüpunkt „Mach mit!“ ganz einfach zu erreichen. Die Umfrage dauert fünf bis zehn Minuten und man muss sich auch nirgends registrieren, um mitzumachen. Zum anderen gibt es natürlich unsere Veranstaltungsformate. Dort kann man die Umfrage teilweise auch analog ausfüllen.
Frage: Welche Fragen kommen in der Umfrage vor?
Saskia: Wir starten ganz allgemein mit der Frage, welchen Stellenwert Natur in Oldenburg für dich hat. Es ist interessant, die Antworten von Naturliebhaber:innen zu lesen und auch von denen, die eher wenig Bezug zur Natur haben und die Orte ganz anders schätzen. Einordnungen zu Klimathemen, zum Beispiel, was man mit Biodiversität verbindet oder was die eigenen Gedanken zum Klimawandel sind, sollen Aufschluss geben, welche Bereiche dieses facettenreichen Themas interessant für Oldenburger:innen sind. Der Schwerpunkt liegt aber hier bei „Nutzung und Erholung“ und uns interessieren die schönsten Erlebnisse an beiden oder einem der Orte, was für eine emotionale Bindung da herrscht und ganz konkret, wofür die Orte genutzt werden. Unter anderem kannst du hier auch deine Wünsche äußern! Schonmal drüber nachgedacht, was du den Orten hinzufügen würdest, wenn du könntest? Wir können nicht alles umsetzen, es geht am Ende um Anregungen für die Zukunft.
Frage: Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, um teilzunehmen?
Saskia: Wir haben dieses Jahr eine Reihe von unterschiedlichen Veranstaltungen im Angebot. Einige Termine sind schon vorbei, aber wir haben noch viele weitere parat. Wir bieten Führungen an, bei denen es auch einen Austausch mit allen Teilnehmenden gibt. Im Round Table kann man ebenfalls Ideen einbringen und mehr zu der Umsetzung der baulichen Anpassungsmaßnahmen erfahren. Das aktivste Format ist aber sicherlich das Labor.
Eine Arbeitsstation im Klimaoasen Labor. Kreativ setzen sich die Teilnehmenden mit Fragestellungen zu Schlossgarten und Eversten Holz auseinander. Frage: Was wird im Labor gemacht?
Saskia: Es gibt insgesamt vier Termine, zwei sind schon gewesen. Wir haben im ersten Labor darüber gesprochen, was eigentlich eine Klimaanpassung von denkmalgeschützten Räumen bedeutet und welche Rolle wir selbst darin spielen. Das war das Oberthema. Ich habe zuerst das Projekt und seine Ziele erläutert und kam dann über kreative und dialogische Formate in den Austausch mit den Teilnehmenden. Wir haben zum Beispiel mit sogenannten Emotion Cards gearbeitet, das sind Bilder, die man danach auswählt, was man mit Schlossgarten und Eversten Holz verbindet. Einige interessante Dinge kamen dabei hervor, wie Müllproblematiken und der Grad an Erholungsfaktoren, die die beiden Orte bieten. Wir haben dann viel diskutiert und über Lösungsstrategien und Weiterentwicklungen der Orte nachgedacht. Auch in der zweiten Veranstaltung, in der es darum ging, wie die Bedürfnisse von Mensch und Natur besser zusammenkommen, gab es unterschiedliche Auffassungen. Einige sagen, dass es eine Begrenzung geben sollte und Menschen im Eversten Holz nicht mehr abseits der Wege laufen dürfen, um Flora und Fauna zu schützen. Andere sind dagegen, da es die Bewegungsfreiheit einschränkt. Die großen politischen Diskussionen über Klimaschutz gibt es also auch im Kleinen bei uns.
Frage: Und welche Themen stehen für die nächsten Labore an?
Saskia: Das Thema Wege und Leitsystem werden wir im nächsten Labor weiter vertiefen. Wir sprechen im dritten Labor (29. Juni um 18 Uhr im CORE) konkret über das Thema Bewegung und Wege im Eversten Holz. Wegeführung, Zonen für bestimmte Bedürfnisse, Orientierung – die Teilnehmenden können daran mitarbeiten herauszufinden, inwiefern es sinnig ist ein neues System zu schaffen, in das die verschiedenen Nutzungsverhalten und -wünsche einfließen können und das den Ort weiterentwickelt. Deswegen ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen teilnehmen. Die vierte und letzte Laborveranstaltung (3. August um 16 Uhr) findet dann direkt im Eversten Holz statt. Wir versuchen uns da nochmal an einer direkten Kontaktaufnahme mit der Natur und schauen auf die erarbeiteten Themen aus den Laborformaten. Im Eversten Holz wollen wir gemeinsam mit allen Sinnen erleben, was das Baden in der Natur in Körper und Geist bewirken und welche Orte dafür besonders geeignet sind. Denn auch das sind wichtige Elemente, die Klima- und damit Umweltschutz so dringend machen: Die Wahrnehmung und die Rücksicht auf urbanes Grün sind eine wichtige Grundlage für mehr Schutz dieser Orte. Tun wir nichts, nehmen wir uns selbst wichtige Erholungsgebiete weg, die gerade in einer immer hektischer werdenden Stadt so sehr gebraucht werden und so wichtig für Naturprozesse und dem Schutz von Biodiversität sind.
Eine Führung im Eversten Holz mit Chioma Ndukwe. Die nächsten Führungen finden im Oktober statt. Frage: Was ist mit anderen Veranstaltungen?
Saskia: Wie gesagt, wir veranstalten Führungen im Eversten Holz und auch einen Round Table. Die Führungen vermitteln in erster Linie Wissen über Schlossgarten, Eversten Holz, Klimawandel, Biodiversität und so weiter. Der Round Table richtet sich an alle, die sich über das Projekt und die konkreten Ziele sowie den Stand der Dinge informieren wollen. Das ist eine offene Runde, in der auch Ideen besprochen werden können, die ich mitnehme in die Lenkungsrunde. Außerdem gibt es noch das Klima-Kino im cine k. Da weiten wir den Blick auf den weltweiten Klimawandel, globale Zusammenhänge und die Auswirkungen auf verschiedene Kontinente. Wir zeigen Dokumentationen aus der ganzen Welt und hinterher gibt es dann immer eine Podiumsdiskussion mit dem Publikum über den Film. Immer wieder tauchen auch Vergleiche zu den Klimaoasen-Themen in Oldenburg auf. Am 13. August gibt es außerdem das Klima-Festival hinter der Kulturetage. Dort kommen dann verschiedene Akteur:innen vorbei und informieren über ihre Arbeit, vor allem zum Thema Klima und Mobilität. Das Motto ist „Gemeinsam Richtung Zukunft“. Auch hier wird ein Film gezeigt, nämlich „Bikes vs. Cars“ aus Schweden, kostenlos und open air.
Frage: Wird es weitere Veranstaltungen geben?
Saskia: Ja, mit Sicherheit. Die kommen auch mal ganz spontan dazu. Im Hintergrund planen wir fleißig und werden sicherlich hier und da auch überraschend auftauchen. Deshalb sollte man sich immer informieren über unsere Website und über unseren Instagram-Kanal @klimaoasen.oldenburg.