Schlossgarten & Eversten Holz werden Klima-fit!
Die Temperaturen steigen, das Wasser wird knapp, das Artensterben nimmt zu. Der Schlossgarten und das Eversten Holz brauchen Schutz und müssen widerstandsfähiger gegen den fortschreitenden Klimawandel gemacht werden.
Die beiden denkmalgeschützten Orte sind nicht nur wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Ihre Gesundheit hat auch einen großen Einfluss auf unser Stadtklima: Die “grünen Lungen” Oldenburgs filtern die Luft und sorgen für frischen Sauerstoff in der aufgeheizten Stadt.
In den nächsten drei Jahren wollen wir daher die beiden Stadtgärten durch bauliche und weitere Maßnahmen fit für die Zukunft machen! Unsere Vorhaben strukturieren sich um die vier folgenden Themenbereiche:
Klima-Rundgang
Klicke auf die Karten vom Schlossgarten oder vom Eversten Holz und starte den Klima-Rundgang! Der Rundgang erklärt dir die verschiedenen Schwerpunkte des Projekts “Klimaoasen Oldenburg”. Du findest auf den interaktiven Karten jeweils vier Punkte mit den Hauptthemen des Projekts. Klicke die Punkte auf der Karte an und erfahre, worum es dabei genau geht. Zu jedem dieser Checkpoints haben wir kleine Hotspots verteilt, die jeweils passende Beispiele beleuchten. Sie tauchen als Dreiecke mit Nummern auf den Karten auf. Klicke sie an und lies dir die Infos durch.
Den Klima-Rundgang gibt es auch live! Im Schlossgarten und im Eversten Holz stehen die Checkpoints mit ihren Hotspots an den Orten auf den Karten. Du kannst vor Ort mit einem Flyer oder mit dieser Online-Version beim Spazierengehen einfach in Ruhe alles ablaufen.
Blog
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Baustart für die Entschlammung der Pferdetränke im Eversten Holz
26. September 2023- Baublog
Baustart für die Entschlammung der Pferdetränke im Eversten Holz
22. September 2023
Am 25. September 2023 startet die Umsetzung der ersten baulichen Anpassungsmaßnahme, die im Rahmen des Projekts Klimaoasen Oldenburg realisiert wird: Die Entschlammung der Pferdetränke im Eversten Holz. Mit dieser Revitalisierungsmaßnahme soll der ökologische Zustand des Gewässers verbessert werden, um die Qualität der Pferdetränke als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu steigern.
Im Südosten des Eversten Holzes befindet sich das größte Gewässer des Stadtwaldes, die sogenannte Pferdetränke.Lage der Pferdetränke im Eversten Holz. Quelle: Klimaoasen Oldenburg, Kartenbasis OpenStreetMap Der kleine Teich wurde vor etwa 200 Jahren als prägendes Element des Landschaftsbildes angelegt und sollte den damals hohen Wasserstand im Park ausgleichen. Einer Überlieferung zufolge diente die Pferdetränke außerdem der Reinigung von Kutschen, ehe sie in die Stadt weiterfahren durften. Am Grund der Pferdetränke wird daher eine gepflasterte Furt vermutet, die den Kutschen die Durchfahrt erleichterte. Mit der Entschlammung wird sich zeigen, was sich auf dem Grund finden lässt – die Maßnahme ist daher auch vor historischem Hintergrund sehr spannend.
Seit geraumer Zeit ist der Zustand der Pferdetränke problematisch: große Mengen Schlamm am Grund, ein zu hoher Nährstoffgehalt, niedrige Wasserstände und Gestank nach faulen Eiern im Sommer (mehr zu den Problemen der Pferdetränke könnt ihr hier nachlesen) – der Verein der Freunde des Eversten Holzes e.V. kämpft daher schon seit Jahren für eine Revitalisierung des Gewässers. Durch das Projekt Klimaoasen Oldenburg hat die Maßnahme nun endlich einen finanziellen Boden durch einen Bundesfonds zur Klimaanpassung in Städten bekommen und der Wunsch wird umsetzbar.
Was genau bei der Entschlammung der Pferdetränke passiert und warum diese Maßnahme so wichtig ist, möchten wir euch in diesem Blogartikel erläutern.
Ökologische Bedeutung der Pferdetränke
Die Pferdetränke spielt eine wichtige ökologische Rolle für die Stadtnatur Oldenburgs. So zeigen Milieustudien der Universität Oldenburg aus den Jahren 2010 und 2022, dass das Gewässer wertvollen Lebensraum zur Verfügung stellt: Amphibien nutzen das Gewässer als Lebensraum – Laichen und Überwintern zum Beispiel darin; es dient als wichtiger Jagdgrund für mehrere geschützte und teils gefährdete Fledermausarten, die im Eversten Holz leben. Darüber hinaus beheimatet es natürlich diverse weitere Wasserlebewesen.
Was ist das Problem? / Warum ist eine Entschlammung nötig?
Die Pferdetränke ist in einem schlechten ökologischen Zustand.
Der Grund des Gewässers ist über die letzten Jahrzehnte durch natürliche sowie anthropogene Einträge verschlammt (mehr dazu könnt ihr hier nachlesen). Dieser Faulschlamm bildet eine lebensfeindliche Umgebung, was negative Auswirkungen auf die Biodiversität des Gewässers hat. Aus dem Schlamm entweichen außerdem schädliche Gase und sorgen für einen unangenehmen Geruch des Gewässers im Sommer. Zusätzlich ist der Schlamm mit Schadstoffen belastet, welche u.a. auf die nebenliegende Straße zurückzuführen sind. Die Wasserqualität leidet stark darunter.
Zudem ist das Gewässer mit Phosphat verunreinigt – es ist also sehr nährstoffreich, was sich negativ auf das Gewässer und seine Bewohner auswirkt. Eine hohe Konzentration an Nährstoffen in Gewässern sorgt für vermehrtes Pflanzenwachstum, z.B. von Algen. In der Pferdetränke fördert es den Wuchs der Kleinen Wasserlinse - auch „Entengrütze“ genannt. Breiten sich diese Pflanzen stark aus, nehmen sie anderen Wasserlebewesen Licht und Sauerstoff und können so das ökologische Gleichgewicht durcheinanderbringen. Bestimmte Pflanzen wachsen sehr stark, andere starben ab – die Biodiversität sinkt und am Grund sammeln sich große Mengen toter Biomasse. Aufgrund des vorherrschenden Sauerstoffmangels entsteht daraus Schlamm und das Gewässer verlandet mit der Zeit immer stärker (mehr dazu könnt ihr hier nachlesen).
Eine detaillierte Erklärung des problematischen Zustands der Pferdetränke und ihrer Bedeutung als Lebensraum haben wir hier für euch erläutert.
Welche Ziele werden mit der Entschlammung der Pferdetränke verfolgt?
Übergeordnetes Ziel ist es, die Pferdetränke zu „revitalisieren“, also ihre Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu verbessern.
Für die Revitalisierung ist eine Entschlammung zwingend erforderlich. Denn durch die Entfernung des Schlamms lässt sich die Wasserqualität erheblich verbessern: Die Entfernung von Biomasse und Faulschlamm senkt den Nährstoff- und Schadstoffgehalt des Gewässers. Durch einen geringeren Nährstoffgehalt wird auch das Wachstum der Kleinen Wasserlinse („Entengrütze“) eingeschränkt. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff und Sonnenlicht in den Teich, was sich positiv auf Tiere und Pflanzen auswirkt.
Insgesamt wird so nicht nur die Qualität des Gewässers als Lebensraum für Fauna und Flora verbessert und die Biodiversität gefördert, das Gewässer gewinnt auch für die Besucher:innen des Eversten Holz an Attraktivität.
Im Rahmen der Entschlammungsmaßnahmen wird auch die beim letzten Sturm umgestürzte Weide entfernt, die derzeit noch im Gewässer liegt.
Was würde passieren, wenn die Pferdetränke nicht entschlammt wird?
Würde die Pferdetränke nicht entschlammt werden, würde sich über die Jahre immer mehr Schlamm an ihrem Grund sammeln. Die Wasserqualität würde immer weiter abnehmen und die Pferdetränke würde zu einer immer stärkeren geruchlichen Belästigung werden. Das Gewässer würde immer nährstoffreicher werden, wodurch zu vermehrtem Wuchs von Algen und anderen Pflanzen käme – die Pferdetränke würde also immer stärker verlanden und irgendwann vollständig austrocknen. Um das Gewässer langfristig zu erhalten und in seiner Qualität als Lebensraum zu verbessern, ist eine Entschlammung zwingend notwendig.
Wieviel Schlamm befindet sich in der Pferdetränke?
Messungen der Jade Hochschule in Oldenburg im November 2022 haben ergeben, dass sich am Grund der Pferdetränke etwa 877 Kubikmeter Schlamm befinden. Um sich diese Menge besser vorstellen zu können, lässt sich folgendes Gedankenexperiment durchführen: Würde man diese Schlammmenge gleichmäßig auf der gesamten Fläche der Pferdetränke (knapp 3000 qm) verteilen, wäre diese überall mit etwa 30cm Schlamm bedeckt. Natürlich ist der Schlamm durch unterschiedliche Wassertiefen nicht gleichmäßig auf dem Grund verteilt, sodass es auch Bereiche mit wesentlich tieferen Schlammschichten gibt – bei der Messung standen die Studierenden teilweise zum Beispiel knietief im Schlamm.
Wann finden die Bauarbeiten statt?
Die Entschlammungsarbeiten sollen von Ende September bis Anfang November 2023 dauern. Baustart ist der 25. September 2023, die Baustelle wird jedoch schon einige Tage früher eingerichtet.
Montags bis freitags wird von 7:00 bis 19:00 gearbeitet, samstags teilweise ebenfalls von 7:00 bis 15:00.
Werden Straßen und Wege gesperrt?
Eine vollständige Sperrung der Hauptstraße ist nicht vorgesehen. Stattdessen wird es für die Zeit der Bauarbeiten (Ende September bis Anfang November 2023) eine Anforderungsampelanlage geben, welche den Verkehr im Bereich der Baustellenausfahrt bei Bedarf mittels einer Ampelschaltung für kurze Zeit auf allen Fahrspuren stoppt, sodass LKW von der Baustelle passieren können. Danach kann der Verkehr wieder normal fließen.
Innerhalb des Eversten Holzes wird es eine Sperrung des Weges entlang der Pferdetränke geben (in der Karte rot eingezeichnet). Hier muss für die Zeit der Bauarbeiten (Ende September bis Anfang November 2023) auf den Parallelweg ausgewichen werden.
Wie laut werden die Bauarbeiten sein?
Die Bauarbeiten selbst sind verhältnismäßig leise – es wird allerdings ein Stromaggregat verwendet, welches Geräusche macht. Zudem werden in regelmäßigen Lastwagen fahren, die den entnommenen Schlamm abtransportieren.
Wie wird bei der Entschlammung vorgegangen?
Die Baumaßnahmen übernimmt die VEBIRO GmbH, die auf Gewässersanierung und Entschlammung spezialisiert ist. Zuständiges Planungsbüro ist die LINDSCHULTE Ingenieurgesellschaft mbH.
Die Entnahme des Schlamms wird mit einem schwimmenden Amphibienboot durchgeführt. Eine Vorrichtung an diesem Boot lockert den Schlamm am Gewässergrund auf, sodass er abgesaugt und über Schläuche ans Ufer geleitet wird. Dort werden grobe Bestandteile wie Äste, Blätter aber auch Fremdkörper wie z.B. Abfall ausgesiebt. Anschließend wird in einer Entwässerungsanlage das Wasser aus dem Schlamm herausgepresst und dieser „Schlammkuchen“ mit LKW abtransportiert. Da der Schlamm mit Schadstoffen belastet ist, muss er als Sondermüll entsorgt werden. Das Wasser wird zurück in die Pferdetränke geleitet.
Wie und wo wird die Baustelle eingerichtet?
Von der Hauptstraße aus wird es westlich der Pferdetränke eine Baustellenzufahrt geben (in der Karte gelb schraffiert). Dafür wird ein kleiner Teil der Hainbuchenhecke und der Eiben entfernt, die das Eversten Holz an dieser Stelle zum Gehweg abgrenzen. Im Rahmen der klimaresilienten Bepflanzungsmaßnahmen wird hier im weiteren Verlauf des Projektes natürlich wieder entsprechend nachgepflanzt. Die Baustelleneinrichtung (in der Karte gelb schraffiert) wird auf der kleinen Wiesenfläche nord-westlich der Pferdetränke errichtet. Dazu muss auch der Weg entlang der Pferdetränke gesperrt werden (in der Karte rot eingezeichnet). Die Baustelle wird mit Bauzäunen umgrenzt.
Lage der Baustelle und Sperrung des Weges im Eversten Holz. Quelle: Klimaoasen Oldenburg; Kartenbasis OpenStreetMap Warum ist diese Methode besonders schonend?
Die gewählte Entschlammungsmethode ist besonders schonend, da das Wasser nicht abgelassen wird und keine Bagger zur Entnahme des Schlamms zum Einsatz kommen. Die in der Pferdetränke lebenden Tiere und Pflanzen werden so besonders wenig beeinträchtigt.
Wie werden Bäume und Boden geschützt?
Die Baustelle wird so klein wie möglich gehalten. Benötigte Maschinen werden in größtmöglicher Entfernung zu den Bäumen gelagert, um deren Wurzeln nicht zu schädigen. Bäume werden durch Bauzäune abgesperrt (Eichen im Eversten Holz) und wenn nötig mit einem Stammschutz versehen (Platanen in Nähe der Straße).
Wiese und Wege werden durch sogenannte Lastenverteilungsplatten (Baggermatten oder Stahlplatten) geschützt, um eine Verdichtung zu minimieren. Im Anschluss an die Bauarbeiten wird der Boden tiefenbelüftet, gefräst und ggfls. Rasen neu eingesät.
Schaden die Bauarbeiten den Wasserlebewesen?
Bauliche Maßnahmen in Ökosystemen sind immer mit erheblichen Eingriffen in die Natur verbunden. Der langfristige ökologische Nutzen der Entschlammung wurde von Expert:innen gegenüber Schäden durch die bauliche Anpassungsmaßnahme sorgfältig abgewogen. Langfristig soll die Maßnahme die Gewässerqualität so positiv beeinflussen, dass sich der große Eingriff absolut lohnt, um aus der Pferdetränke einen noch wertvolleren Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu machen.
Bei der Durchführung der Maßnahme wird auf eine besonders schonende Methode gesetzt. Auch der Zeitpunkt für die Entschlammung ist mit Bedacht gewählt. Hier gilt es die Brut- und Setzzeit und die Winterruhe der Amphibien zu beachten. Letztere buddeln sich für einen bestimmten Zeitraum in den Schlamm am Grund von Gewässern ein und überstehen in einer Winterstarre die kalte Jahreszeit. Der Zeitraum, den sie so verbringen, ist abhängig von der Umgebungstemperatur und den lokalen Gegebenheiten – meistens reicht die Phase vom Spätherbst bis Ende des Frühjahrs. Die Maßnahme brauchte einiges an Vorlauf- und Planungszeit. In Abstimmung mit Prof. Dr. Dirk Albach der Universität Oldenburg und der Naturschutzbehörde der Stadt Oldenburg ist daher für dieses Jahr der letztmögliche Zeitpunkt zur Durchführung der Maßnahme, bevor die Amphibien ihr Winterquartier beziehen.
Fische werden durch die Entschlammungsmethode nicht beeinträchtigt. Das Wasser wird nicht abgelassen und es gibt immer ausreichend Bereiche, die nicht bearbeitet werden. Bei Bewegungen im Wasser fliehen die Fische automatisch und können dann in ruhigere Zonen ausweichen.
Mikroorganismen, die im Schlamm leben, werden natürlich mit entnommen – dies ist leider nicht zu vermeiden. Allerdings bleibt immer ein Rest Schlamm am Grund erhalten und damit auch ein Teil der Mikroorganismen. Dies ist besonders wichtig, um das ökologische Gleichgewicht nach der baulichen Anpassungsmaßnahme möglichst schnell wiederherzustellen.
Wieso ist die Maßnahme wichtig für’s Klima?
Die Gesundheit des Eversten Holzes hat einen großen Einfluss auf unser Stadtklima: Der Stadtwald filtert die Luft, kühlt sie und sorgt für frischen Sauerstoff. Die Pferdetränke, als größtes Gewässer im Eversten Holz trägt durch Verdunstung erheblich zu einer Kühlung des Stadtklimas bei. Revitalisieren und stärken wir die Pferdetränke erhalten wir damit die Funktion des Eversten Holzes als eine der „grünen Lungen“ Oldenburgs.
Wie geht es weiter?
Im weiteren Verlauf des Projektes wird geprüft, ob ein Anschluss der Pferdetränke an das Grabennetz des Eversten Holzes möglich ist. So würde bei Starkregenereignissen eine Speicherung von Regenwasser ermöglicht werden. Zu- und Abläufe hätten den Vorteil, dass sie eine Durchmischung der Wasserschichten verbessern würden und so eine bessere Versorgung der unteren Wasserschichten mit Sauerstoff gewährleisten und der erneuten Bildung von Faulschlamm vorbeugen könnten.
Informationen zu allen weiteren Maßnahmen im Rahmen des Projektes Klimaoasen findest du hier.
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Was ist das Problem mit der Pferdetränke im Eversten Holz?
22. September 2023Was ist das Problem mit der Pferdetränke im Eversten Holz?
21. September 2023
Die Pferdetränke im Eversten Holz
Der ökologische Zustand der Pferdetränke ist bereits seit vielen Jahren problematisch: große Mengen Schlamm am Grund, ein zu hoher Nährstoffgehalt und eine dadurch bedingte Bedeckung der Wasseroberfläche mit Wasserlinsen, niedrige Wasserstände und Gestank nach faulen Eiern im Sommer. Im Rahmen von Klimaoasen Oldenburg ist daher die Entschlammung der Pferdetränke als eine der baulichen Anpassungsmaßnahmen geplant. Mit dieser Revitalisierungsmaßnahme soll der ökologische Zustand des Gewässers verbessert werden, um die Qualität der Pferdetränke als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu steigern.
Warum genau der Zustand der Pferdetränke problematisch ist, möchten wir euch in diesem Blogartikel erläutern.Die Pferdetränke ist wichtiger Lebensraum
Im Südosten des Eversten Holzes befindet sich das größte Gewässer des Stadtgrüns, die sogenannte Pferdetränke.
Bild: Klimaoasen Oldenburg; Kartenbasis OpenStreetMap Der kleine Teich wurde vor etwa 200 Jahren als prägendes Element des Landschaftsbildes angelegt und sollte den damals hohen Wasserstand im Park ausgleichen. Einer Überlieferung zufolge diente die Pferdetränke außerdem der Reinigung von Kutschen, ehe sie in die Stadt weiterfahren durften. Heute spielt die Pferdetränke eine wichtige ökologische Rolle für die Stadtnatur Oldenburgs. So zeigen Milieustudien der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg aus den Jahren 2010 und 2022, dass das Gewässer wertvollen Lebensraum zur Verfügung stellt: Amphibien nutzen das Gewässer als Lebensraum – Laichen und Überwintern zum Beispiel darin; es dient als wichtiger Jagdgrund für mehrere geschützte und gefährdete Fledermausarten, die im Eversten Holz leben. Darüber hinaus beheimatet es natürlich diverse weitere Wasserlebewesen – trotz seines schlechten Zustandes.
Welchen Tieren bietet die Pferdetränke Lebensraum?
In einer Milieustudie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg im Jahr 2022 wurde eine faunistische Untersuchung des Eversten Holzes durchgeführt. Dabei wurden folgende Tierarten in und an der Pferdetränke festgestellt – darüber hinaus bietet die Pferdetränke natürlich Lebensraum für viele weitere Wasserlebewesen:
Amphibien:
Erdkröte - Bufo bufo (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Bergmolch - Ichthyosaura alpestris (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Grasfrosch - Rana temporaria (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Fledermäuse:
Zwergfledermaus - Pipistrellus pipistrellus (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Mückenfledermaus - Pipistrellus pygmaeus (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Breitflügelfledermaus - Eptesicus serotinus (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung und auf der Roten Liste gefährdeter Arten als stark gefährdet eingestuft)
Großer Abendsegler - Nyctalus noctula (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung und auf der Roten Liste gefährdeter Arten als Art der Vorwarnstufe eingestuft)
Wasservögel:
Teichhuhn - Gallinula chloropus (auf der Roten Liste gefährdeter Arten auf der niedersächsischen Vorwarnstufe eingestuft)
Stockente - Anas platyrhynchos (auf der Roten Liste gefährdeter Arten auf der niedersächsischen Vorwarnstufe eingestuft)
Brutvögel:
Kleiber - Sitta europaea (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Hohltaube - Columba oenas (geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung)
Welche Probleme hat die Pferdetränke?
1. Verschlammung
Der Grund des Gewässers ist über die letzten Jahrzehnte durch natürliche sowie anthropogene Einträge verschlammt. Zurückzuführen ist dies auf Laubeinfall durch die umliegenden Bäume sowie Staub und Schadstoffe von der nebenliegenden Straße, wodurch große Mengen Biomasse und Nährsalze in das Gewässer gelangen. Die eingetragenen Stoffe sinken ab und sammeln sich am Grund. In stehenden, nährstoffreichen Gewässern entsteht daraus häufig Faulschlamm – so auch in der Pferdetränke. Dieser bietet eine lebensfeindliche Umgebung für Tiere und Pflanzen, weil Sauerstoff verbraucht wird. Im Sommer verstärkt sich dieser Effekt noch einmal. Das Wasser erwärmt sich – besonders bei niedrigen Wasserständen – was für einen noch geringeren Sauerstoffanteil im Wasser sorgt. Fäulnis-Bakterien (anaerobe Bakterien) siedeln sich dann auf der Biomasse am Grund an und setzen Gase (vor allem Methan und Schwefelwasserstoff) frei, die aus dem Wasser entweichen. Anders gesagt, die Pferdetränke stinkt im Sommer oft nach faulen Eiern! Diese Gase sind giftig und haben tödliche Folgen für die in der Pferdetränke lebende Tiere und Pflanzen. Und zuletzt ist der Gestank auch unangenehm für uns Menschen, die sich im Eversten Holz erholen wollen.
Was ist Faulschlamm und wie entsteht er?
Am Grund von Gewässern sammeln sich Laub, Algen, tote Lebewesen und andere Biomasse, welche durch aerobe Bakterien (=Bakterien, die für die Zersetzung Sauerstoff benötigen) zersetzt werden. Wenn sich das bodennahe Wasser nicht gut mit den oberen, sauerstoffhaltigen Wasserschichten vermischt, gelangt nur wenig Sauerstoff auf den Grund. Es herrscht also Sauerstoffmangel und die aeroben Bakterien sterben ab. Stattdessen übernehmen anaerobe Bakterien (=Bakterien, die für die Zersetzung keinen Sauerstoff benötigen) und zusammen mit eingetragenen mineralischen Partikeln entsteht sogenannter Faulschlamm. Der Stoffwechsel dieser Bakterien produziert teilweise übelriechende und auch giftige Faulgase (Methan, Schwefelwasserstoff). Dieser Prozess kann so weit fortschreiten, dass Gewässer „umkippen“, d.h. dass sie sich nicht mehr von alleine erholen können. Das ökologische Gleichgewicht ist dann stark gestört, was tödliche Folgen für die darin lebenden Pflanzen und Tiere hat.
2. Schadstoffbelastung & Verschmutzung
Untersuchungen der Universität Oldenburg aus dem Jahr 2011 sowie der LUFA Nord-West aus dem Jahr 2013 haben außerdem gezeigt, dass Schlamm und Boden der Pferdetränke mit unterschiedlichen Schadstoffen belastet sind. So wurde eine Belastung mit Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Zink sowie anderen Schadstoffen wie Sulfat, Alkylphenole, PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) und anderen Kohlenwasserstoffen nachgewiesen. Die Schadstoffeinträge lassen sich vermutlich auf Abgase und Feinstaub der nebenliegenden Straße zurückführen.
Auch das Wasser selbst ist verschmutzt. So ergaben Analysen der Wasserqualität im Rahmen der Milieustudie der Universität Oldenburg im Jahr 2022 eine Einstufung in die Güteklasse IV „übermäßig verschmutzt“.
3. Niedrige Wasserstände in den Sommermonaten
Ein weiteres Problem ist, dass im Sommerhalbjahr häufig der Grundwasserstand so weit abfällt, dass Teile des Gewässers trockenfallen. Das ist höchst problematisch für Wasserlebewesen wie z.B. Amphibien (Molche, Frösche und Fische), die in der Pferdetränke leben.
Die niedrigen Wasserstände führen außerdem dazu, dass sich das Gewässer im Sommer schneller erwärmt, was das biologische Gleichgewicht stört und ein „Umkippen“ begünstigt (s. dazu den Absatz „Verschlammung“).
Fast ausgetrocknete Pferdetränke im Eversten Holz 4. Eutrophierung & Entengrütze
In der Milieustudie der Universität Oldenburg wurde eine hohe Phosphatkonzentration in der Pferdetränke nachgewiesen. Dies deutet auf eine erhebliche Nährstoff-Belastung hin. Zurückzuführen ist der hohe Nährstoffgehalt auf den starken Eintrag von Biomasse durch die umliegenden Bäume (Laub, Pflanzenteile etc.) sowie Staub und Schadstoffen von der nebenliegenden Straße.
Der Gehalt an Nährstoffen (z.B. Phosphor und Stickstoff) ist bedeutend für die Wasserqualität und den Zustand von Gewässern. Eine Anreicherung von Nährstoffen in einem Ökosystem wird Eutrophierung genannt. Eine anhaltende Eutrophierung ist problematisch, denn sie führt zu vermehrtem Algenwachstum und einer Verschiebung der Artenzusammensetzung – langfristig wird die Verlandung gefördert.
Der hohe Gehalt an Nährstoffen lässt sich auch daran erkennen, dass die Wasseroberfläche der Pferdetränke flächig von „Entengrütze“ bedeckt ist. „Entengrütze“ ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Wasserlinsen, vor allem die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), eine schnellwüchsige Wasserpflanze, die schnell große grüne Teppiche auf stehenden, nährstoffreichen Gewässern bildet.
Die Kleine Wasserlinse hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Gewässer. Einerseits dient sie als Nahrung für Wasservögel und manche Fische. Außerdem verbessert sie die Wasserqualität, da sie giftige Schadstoffe aufnehmen und so verschmutzte Gewässer reinigen kann. Durch ihre Teppichbildung mindert sie die Erwärmung des Wassers im Sommer und entzieht Gewässern überschüssige Nährstoffe. Sie wirkt so gegen Algen, die sich häufig in eutrophierten Gewässern (Gewässer mit einem Überschuss an Nährstoffen, wie Stickstoff und Phosphor) bilden und – wenn sie dichte Teppiche auf der Oberfläche bilden – zum „Umkippen“ dieser führen können. Da sich die Kleine Wasserlinse sehr schnell ausbreitet, kann sie andererseits selbst das ökologische Gleichgewicht zum Kippen bringen. Bedeckt der grüne Teppich nämlich die gesamte Wasseroberfläche, gelangt nicht mehr genug Sonnenlicht und Sauerstoff an die anderen Wasserpflanzen und -tiere. Diese sterben ab und durch den Sauerstoffmangel kommt es zur Bildung von Faulschlamm und der Freisetzung giftiger Gase (s. dafür auch den Abschnitt „Verschlammung“).
Welche Maßnahmen sind im Rahmen des Projekts Klimaoasen Oldenburg geplant?
Übergeordnetes Ziel ist es, die Pferdetränke zu „revitalisieren“, also ihre Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu verbessern. Stichwort: Förderungvon Biodiversität.
Für die Revitalisierung ist eine Entschlammung zwingend erforderlich. Denn durch die Entfernung des Schlamms lässt sich die Wasserqualität erheblich verbessern: Die Entfernung von Biomasse und Faulschlamm senkt den Nährstoff- und Schadstoffgehalt des Gewässers. Durch einen geringeren Nährstoffgehalt wird auch das Wachstum der Kleinen Wasserlinse („Entengrütze“) eingeschränkt. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff und Sonnenlicht in den Teich, was sich positiv auf Tiere und Pflanzen auswirkt.
Insgesamt wird so nicht nur die Qualität des Gewässers als Lebensraum für Fauna und Flora verbessert und die Biodiversität gefördert, das Gewässer gewinnt auch für die Besucher:innen des Eversten Holz an Attraktivität.
Im weiteren Verlauf des Projektes wird geprüft, ob ein Anschluss der Pferdetränke an das Grabennetz des Eversten Holzes möglich ist. So würde bei Starkregenereignissen eine Speicherung von Regenwasser ermöglicht werden. Zu- und Abläufe hätten den Vorteil, dass sie eine Durchmischung der Wasserschichten verbessern würden und so eine bessere Versorgung der unteren Wasserschichten mit Sauerstoff gewährleisten und der erneuten Bildung von Faulschlamm vorbeugen könnten.
Informationen zu allen weiteren Maßnahmen im Rahmen des Projektes Klimaoasen findest du hier.
Wann werden die Maßnahmen durchgeführt?
Die Entschlammung der Pferdetränke erfolgt im Herbst 2023. Wie genau diese durchgeführt wird, erfahrt ihr hier.
Alle weiteren Maßnahmen sind für 2024 geplant.
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Rückblick: Das war das KLIMA FESTIVAL
30. August 2023Rückblick: Das war das KLIMA FESTIVAL
14. August 2023
Rund um das Thema Mobilität und nachhaltige Stadtentwicklung erwartete die Besucher:innen des KLIMA FESTIVALS bei bestem Wetter ein buntes Programm aus diversen Infoständen, Workshops, Ausstellungen, Musik, Performances, Podiumsdiskussion sowie Open Air Kino.
Foto: Iza Mi Photography Auf dem Kulturplatz hinter dem Cine k konnten sich die Besucher:innen am 13. August 2023 an zahlreichen Infoständen verschiedenster Oldenburger Initiativen zum Thema Klimaschutz und Mobilität informieren, diskutieren und vernetzen.
Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography An den interaktiven Ständen und in kleinen Workshops konnten Interessierte auch selber aktiv werden: Insektenhotels bauen, Seedballs formen, mitgebrachte T-Shirts mit Siebdruck verschönern oder das eigene Fahrrad reparieren. In einer Ideenecke wurden Meinungen, Ideen und Impulse zum Thema Mobilität in Oldenburg gesammelt. Verschiedene multimediale Ausstellungen, wie „Grün Stadt Grau“ der DBU und „noch nicht“ von Die Loge gaben darüber hinaus neue Perspektiven auf die Klimakrise und nachhaltige Stadtentwicklung.
Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography
Die VegansForFuture Oldenburg sorgten mit leckerem Nudel- und Linsensalat, Pizzaschnecken und Chili sin Carne für den passenden kulinarischen Rahmen.Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography
Eindrucksvolle Fahrradakrobatik von der zweifachen deutschen Meisterin Jessica Mollzahn erzeugte staunende Gesichter.Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography Die sonnige Sommerabendstimmung wurde komplettiert mit entspannten Sommervibes von DJ REBL und DJ Persen, die sogar die ein oder anderen Tänzer:innen vor die Bühne lockten.
Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography Unter dem Motto “Mobilitätswende in Oldenburg!?” stand die Podiumsdiskussion. Lea Vilchez (Students For Future), Jürgen Pieper (Verkehrswende) und Norbert Korallus (Leiter des Amts für Klimaschutz und Mobilität bei der Stadt Oldenburg) diskutierten als Vertreter:innen aus Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft unter Moderation von Saskia Benthack (Klimaoasen Oldenburg) lebhaft über die Inhalte des Oldenburger Mobilitätsplans.
Foto: Iza Mi Photography Foto: Iza Mi Photography Abgerundet wurde der Festivaltag durch eine Open-Air-Vorführung des schwedischen Films „Bikes vs. Cars“ von Fredrik Gertten. Die Dokumentation aus unserer „Klima-Kino“- Reihe thematisiert die Klima-Krise, Ressourcenvergeudung sowie die Vereinnahmung von Städten durch Autos. Verschiedene Aktivist:innen und Denker:innen aus unterschiedlichen Ländern kommen zu Wort, welche sich mit unerschütterlichem Engagement und Mut für eine Verbesserung der Fahrradmobilität insbesondere in Städten einsetzen.
Vielen Dank, dass ihr so zahlreich erschienen seid und das KLIMA FESTIVAL zu einem besonderen Tag voller Vernetzung, Austausch und Zukunftsideen gemacht habt! Organisiert wurde das Festival von verschiedenen Institutionen, Vereinen und Aktivisti. Mit dabei waren: Cine k Kino, Klimaoasen Oldenburg, Students for Future Oldenburg, Janun Oldenburg, Referat Bildung der Koordinationsstelle Kirche und Gesellschaft, Brot für die Welt und das Medienbüro Oldenburg.
Gefördert wird das KLIMA FESTIVAL durch das Förderprogramm “Alle fürs Klima” der Stadt Oldenburg.